31.03.17
Industrial Interior – so gelingt das Design im Eigenheim
Industrie ist nicht gerade der erste Gedanke, der einem durch den Kopf schießt, wenn man an die neue Wohnungseinrichtung denkt.
Industriestil: Das ist Dreck, Schmutz, Metall, riesige Hallen mit gesprungenen Fenstern, vom Öl regenbogenfarbig gefärbte Pfützen durch die Ratten spazieren und ein beißender Geruch nach Chemie und Abgasen.
Nicht gerade die Umgebung in der man wohnen möchte. Aus diesem Grund sind Industrie und Wohngebiete meist auch voneinander getrennt. Aber die Menschheit schreitet voran, die Zeit tickt und nagt und verleiht manchmal selbst den hässlichsten Erfindungen unserer Spezies den Charme des „Es-war-einmal”.
Und eben das passiert gerade auf der Welt. Längst haben wir uns von der Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft und von dort in rasantem Tempo zur hochtechnisierten Informationsgesellschaft gewandelt. Doch die Überbleibsel dieser für die Menschheitsgeschichte so prägenden Zeit verschwinden nicht einfach mit dieser.
Vielerorts entstanden geisterstadtähnliche Industrie-Friedhöfe mit leerstehenden Hallen, zerfallenden Fabrikgebäuden und viel ungenutzter Fläche, die förmlich darauf wartete, ein zweites Leben zu erhalten. Wo manche nur den Verfall sahen, dort fanden andere eine Möglichkeit, sich auszudrücken. Was wäre da also naheliegender, als sich ein durchgestyltes Design-Apartment im Industrial Chic in so ein verlassenes Gebäude zu bauen.
Das hat gleich mehrere Vorteile. Natürlich springt dabei ein supercooles, modernes, hippes Apartment heraus, aber gleichzeitig belebt man die Viertel wieder und spart Ressourcen, indem man vorhandene Substanz nutzt. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe – oder vielleicht auch zwei Ratten, wer weiß, was sich in diesen Hallen alles so rumtreibt.
Der Industrial Look ist im Gegensatz zum Shabby Chic, der durch seine Prägung des viktorianischen Englands mehr Klasse hat, noch rauer und reduzierter. Hier wird nichts geschönt, Holzoberflächen bleiben auch mal unbehandelt und Stahl darf ruhig auch mal anrosten. Künstliche Gebrauchsspuren werden lieber durch echte ersetzt.
Von Vorteil für den Stil ist es natürlich, ein altes Loft oder eine kleine Fabrikhalle zu besitzen, die den ganz realen, unverfälschten Charme der Industrie besitzt. Unverputzte, freiliegende Wände, Betonböden, große Fenster mit Stahlrahmen, offene Belüftungsrohre, die durch die Zimmer laufen – das alles ist waschechtes Industrial Interior Design.
Welche Möbel passen zum Industrial Style?
Im Grunde genommen eben alles, was selbst nach Industrie und Handwerk schreit. Viele Möbelhersteller setzen auf den Materialmix unterschiedlicher massiver Rohstoffe. Zum Beispiel werden schwere Holzplatten mit einem Gestell aus Vierkantstahl zum trendigen Esstisch mit urbanem Flair.
Unikate sind sehr gefragt. Für die Fertigung wird bewusst auf Althölzer und abgenutzte Metallelemente mit Vintage-Charme gesetzt. Henkelgriffe an Schubladen oder Türen sorgen für eine extra Prise Nostalgie. Verzinktes Eisen oder vernickeltes Aluminium tragen nicht nur zum Schutz der Möbel bei, sondern verleihen ihnen obendrauf auch eine besonders auffällige Optik, als wären sie schon lange im Einsatz gewesen.
Wo könnte man sich bessere Inspiration holen, als auf dem Schrottplatz? Und wenn man schon dort ist, kann man gleich eine Stahlplatte mitnehmen, um sich daraus einen Tisch zu fertigen oder vielleicht ein ganzes Auto, um daraus ein schickes Autosofa zu bauen. Schwere Betonmöbel passen natürlich hervorragend zu dem Stil und greifen das Thema auf besondere Weise auf.
Zusammengeschweißte Stühle aus Metall, höhenverstellbare Sitzhocker mit Kurbel, Bücherregale und Sideboards mit Eisenrädern – all das ist Industrial. Kalte Betonböden verschönern Sie mit großen Orientteppichen, die Wände mit XXL Wandbildern.
Industrial Style DIY – Möbel selbst machen
Natürlich können Sie auch selbst Hand anlegen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich gerade Möbel aus Paletten. Nehmen Sie dazu einfach ein paar ausgediente Holzpaletten, mit denen Sie zunächst ein Grundgerüst bauen. Als nächstes sägen Sie ein, zwei der Stücke mittig durch, um daraus eine Lehne zu basteln. Noch ein paar Kissen dazu, et voilà, Sie haben ein neues Sofa, Bett oder was auch immer Ihnen in den Sinn kommt.
Oder besorgen Sie sich ein ausrangiertes Weinfass, aus dem sie einen originellen Stehtisch bauen. Sprühen Sie das Fass mit schwarzer Farbe ein und schneiden dann ein paar Stempel aus Papier aus, mit denen Sie in weißer Farbe Buchstaben, Motive oder Zahlen aufsprühen. Sammeln Sie alte Weinkorken oder Bierdeckel, füllen damit den Raum zwischen Deckel und Rand und setzen eine Glasplatte ein. Probieren Sie es gleich mal aus!
Wie setzt man den Stil farblich um?
Die Umgebung gibt den Ton an. Klar, mit Neonfarben schießen Sie in einer Fabrikhalle über das Ziel hinaus und tun ihren Augen nicht unbedingt einen Gefallen. Braun, Grau und Schwarz sind die Farben von Stahl, Beton und Holz. Damit liegen Sie schon mal richtig.
Um Wärme in die Räume zu bringen setzen Sie ruhig auch mal auf pastellige und metallische Farbtöne. Eine gute Inspirationsquelle für solche Farben sind alte Werbeanzeigen aus den 50er und 60er Jahren oder sehen Sie sich Oldtimer an. Akzentuieren Sie mit solchen satten, vollen Farben die Räume und setzen Highlights.
Ansonsten geht man mit pastelligen Tönen auf Nummer sicher. Vintage-Schilder und alte Werbereklamen großer Industrieunternehmen mit Gebrauchsspuren machen sich perfekt an den Wänden.
Den Stil in den eigenen vier Wänden umsetzen
Wenn Sie keine Lust haben, in ein altes, zugiges Loft zu ziehen, dann können Sie den Stil auch wunderbar in Ihrer modernen Stadtwohnung umsetzen. Ahmen Sie Weite in den Räumen nach, indem Sie auf Reduktion setzen.
Beschränken Sie die Anzahl der Möbelstücke aufs Wesentliche. Lassen Sie die Wände ruhig auch mal frei, um die Wohnung größer wirken zu lassen. Setzen Sie speziell auf Accessoires, wenn Sie die Struktur der Wohnung nicht verändern können, um den Stil umzusetzen.
Nicht jeder Vermieter wird damit einverstanden sein, wenn Sie auf einmal anfangen, ihre Dachgeschosswohnung mit schickem, neuem Betonboden auszustatten.
Beistelltische aus Eisen oder Vintage-Laternen aus Metall tun das übrige und transportieren den Industrial Look ohne gleich riesige Baumaßnahmen durchführen zu müssen.
Statten Sie die Zimmer mit unterschiedlichen Lampen aus. Gut ist alles, was drahtig und unfertig wirkt. Vielleicht sind Sie auch mal mutig und lassen eine Glühbirne am Kabel von der der Decke hängen.
Große Wanduhren erinnern an die Chronometer in den riesigen Produktionshallen. Variieren und spielen Sie mit verschiedenen Stilen. Kreieren Sie doch zum Beispiel den einzigartigen Shabby Chic Industrial Style.
Auf Flohmärkten und in alten Manufakturen oder Werkstätten werden Sie fündig.
Wir hoffen, nach diesem Artikel sind Sie jetzt Interior-Design-Experten für den angesagten Industrial Style.
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